Praxiserfahrungen
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AnwenderInnen
Evaluation
Häufig gestellte Fragen
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Häufig gestellte Fragen
Gespräch
mit Mobbing-Betroffenen
Gespräch mit der Unterstützungsgruppe
Nachgespräche
Durchführende
Personen des Ansatzes
Intervention
bleibt ohne Erfolg
Rahmenbedingungen
in der Schule
Übertragbarkeit
des Ansatzes auf die Arbeitswelt
Fragen zum Gespräch
mit den von Mobbing betroffenen Schülern und Schülerinnen
- Informiert man den Schüler
/ die Schülerin im Erstgespräch genau über den nun startenden
Prozess?
Wenn die Schülerin /der Schüler die Frage "Möchtest
Du, dass sich die Situation für Dich verbessert?" bejaht,
wird der eigene Vorgehensplan kurz beschrieben, zum Beispiel so:
"Ich werde mich mit einigen Mitschülern von Dir zusammensetzen.
Mit Ihnen werde ich überlegen, wie sich die Situation für
Dich und die Klasse verbessern lässt. Dabei sein werden einige,
die Du gut findest und einige, die dazu beitragen, dass es Dir nicht
so gut geht."
Die Vorgehensweise wird auf diese Weise kurz und knapp beschrieben.
Weitere Details sind nach unseren Erfahrungen in der Regel nicht notwendig.
Allerdings wird der Prozess nicht gegen den Willen des betroffenen Schülers
begonnen. Diese Zustimmung wird erleichtert oder unterstützt durch
die eigene Zuversicht, dass sich die Situation verändern lässt,
indem man beispielsweise sagt:
"Anderen Schülern ist ähnliches passiert wie Dir und
denen konnte auf diese Weise sehr geholfen werden. Es gibt sehr gute
Erfahrungen damit."
- Sagt man dem Schüler / der Schülerin,
wer in die Unterstützungsgruppe einladen wird?
Die Zusammensetzung der Gruppe ist transparent. Die Zusammensetzung
der Gruppe wird im Gespräch gemeinsam mit dem Schüler / der
Schülerin entwickelt, indem gefragt wird:
- "Wer ist Deine Freundin? / Wen hättest
Du gerne als Freund? / "Wen magst Du in Deiner Klasse?"
(Schüler/innen auswählen, die eine konstruktive Rolle
einnehmen können)
- "Wer macht Dir Schwierigkeiten?" (Mobbing-Akteure)
- "Wer ist noch dabei? Wer gehört
noch dazu?" (Mitläufer/innen)
Eigene Vorschläge können gemacht werden.
Die Gruppengröße umfasst 6 - 8 Schüler/innen, wobei
darauf zu achten ist, dass sie zur Hälfte aus den Mobbing-Akteuren
und zur anderen Hälfte aus Schüler/innen zusammengesetzt
ist, die eine konstruktive Rolle bei der Problemlösung spielen
können.
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Fragen zum Gespräch mit der Unterstützungsgruppe
- Wie lässt sich erklären,
dass der No-Blame-Approach wirkt und die Akteure des Mobbings sich darauf
einlassen und dabei helfen, nach Lösungen zu suchen?
Im Rahmen der Intervention mit dem No Blame Approach wird nicht nach
Schuldigen gesucht und und auf Strafen wird verzichtet. Die Kraft des
Ansatzes liegt nach unserer Überzeugung darin, dass den Mobbing-Akteuren
ein einfacher Weg eröffnet wird, aus der Mobbing-Dynamik auszusteigen.
Der No Blame Approach orientiert sich an den positiven Ressourcen der
Schüler und Schülerinnen wie beispielsweise unterstützen,
helfen und zivilcouragiert handeln - letztlich also Gutes bewirken -
zu wollen. Die Schüler und Schülerinnen werden als Helfer
(Unterstützer) angesprochen. Sie werden damit ernst genommen und
wertgeschätzt. Die positiven Erfahrungen mit dem No-Blame-Approach
bestärken uns in dieser Überzeugung.
Ein Vorgehen über Schuld und Strafe verändert in vielen Fällen
nicht die destruktive Dynamik in der Gruppe, sondern kann diese sogar
noch verstärken. Gerade die Erfahrung, dass nach einer Intervention
das Mobbing noch schlimmer geworden ist oder damit nicht verhindert
werden konnte, dass die betroffenen Schüler die Schule wechseln,
macht es Lehrkräften und Sozialpädagogen und -pädagoginnen
schwer, offensiv gegen Mobbing einzuschreiten. Der No Blame Approach
zeigt vor diesem Hintergrund einen alternativen Weg auf, wie Mobbing
gestoppt werden kann.
- Trifft man sich nur einmal mit der Unterstützungsgruppe?
Die Erfahrungen zeigen, dass in den meisten Fällen ein einmaliges
Treffen der Unterstützungsgruppe ausreicht. Nach 8 - 14 Tagen folgen
Nachgespräche mit den einzelnen Mitgliedern der Gruppe - wie auch
mit dem/der vom Mobbing betroffenen Schüler/in. In diesen Gesprächen
gibt es einen Austausch darüber, was sich aus ihrer Sicht verändert
bzw. verbessert hat und was sie möglicherweise weiter tun werden.
Für den Fall, dass sich die Situation noch nicht befriedigend verbessert
hat, hat es sich bewährt, die Unterstützungsgruppe erneut
einzuladen und nach neuen oder ergänzenden Schritten zu suchen,
wie sich die Situation für den betroffenen Schüler / die betroffene
Schülerin weiter verbessern lässt.
- Was ist eine gute Form, das zu lösende
Problem der Unterstützungsgruppe zu schildern?
Es ist wichtig, sich vor dem Gespräch noch einmal zu vergegenwärtigen,
dass die zum Treffen eingeladenen Schüler und Schülerinnen
als Helfer und Unterstützer eingeladen worden sind und im Gespräch
mit ihnen wird nicht über Mobbing gesprochen wird. Ansatzpunkt
des Gesprächs ist, dass es einem Schüler oder einer Schülerin
in der Klasse nicht gut geht und diese Situation verändert werden
soll.
Beispiele für einen Gesprächseinstieg:
- "Ihr habt Euch sicher gefragt, wieso ich
Euch eingeladen habe. Ich mache mir Sorgen um X. Ich weiß,
dass es ihm nicht gut geht und er überhaupt nicht mehr gerne
zur Schule kommt. Mir ist es wichtig, dass jeder Schüler ohne
Angst haben zu müssen in die Schule kommen kann. Daher habe
ich Euch eingeladen, um mit Euch gemeinsam zu überlegen, was
wir tun können, damit X wieder zur Schule kommt."
- "Ihr möchtet sicher wissen, wieso ich
Euch zu diesem Treffen eingeladen habe. Ich bin erschrocken darüber,
dass es sein kann, dass jemand nicht mehr in unsere Schule kommt,
weil er sich nicht sicher fühlen kann, dass ihm nichts passiert."
- "X geht es nicht gut. Ich habe beobachtet,
wie allein er häufig ist. Was er hier in der Schule in den
letzten Wochen erlebt hat, hat dazu geführt, dass er momentan
zu Hause bleibt. Ich habe den Anspruch, dass die Schule ein sicherer
Ort ist, wo jeder hinkommen kann, ohne Angst haben zu müssen.
Und ich denke, wir alle sind dafür verantwortlich, dass das
auch gelingt. Dazu kann jeder beitragen. Ich habe Euch einladen,
weil ich glaube, dass es mit Eurer Hilfe gelingt, dass X wieder
gern zu Schule kommt."
- "Ich arbeite mit Euch schon seit drei
Jahren in der Klasse zusammen. Es ist gut mit Euch in der Klasse.
Mir gefällt, wie gut wir zusammenarbeiten. Aber seit kurzem
fühle ich mich nicht mehr wohl. X fühlt sich überhaupt
nicht gut. Ich mache mir Sorgen, weil er nicht mehr zur Schule kommen
will. Mir liegt sehr am Herzen, dass sich jeder in meiner Klasse
wohl fühlt. Deshalb habe ich euch eingeladen, damit wir überlegen
können, wie wir das hinbekommen können."
Wichtig: Es werden keine Details über die Vorgänge
erzählt. Es wird nicht benannt, was konkret vorgefallen ist oder
wer genau beteiligt gewesen ist. In erster Linie wird darüber
berichtet, wie der gemobbte Schüler bzw. die gemobbte Schülerin
sich fühlt.
- Sagt man bei der Einladung der Unterstützungsgruppe
im Vorfeld, um wen es sich handelt? Was sagt man den Mitgliedern der
Unterstützungsgruppe, warum sie kommen sollen?
Die Teilnehmenden der Unterstützungsgruppe werden als Helferexperten
angesprochen und mündlich oder schriftlich zum Treffen eingeladen.
Gesagt wird ihnen, dass man ein Problem hat und ihre Hilfe und Unterstützung
braucht, um es zu lösen. Um was und wen es geht, wird in der Einladung
zum Treffen nicht genannt.
Die SchülerInnen erahnen hin und wieder, worum es gehen wird. Soweit
sie am Mobbing direkt oder als Mitläufer beteiligt sind, wissen
sie häufig, dass sie etwas getan haben, was nicht in Ordnung ist.
Die Unterstützungsgruppe gibt ihnen eine Gelegenheit, aus der Mobbing-Dynamik
herausfinden.
Die vorliegenen Erfahrungen zeigen, dass die Schüler und Schülerinnen
gerne der Einladung nachkommen und es als Wertschätzung empfinden,
dass ihre Hilfe und Unterstützung angefragt wird. Das Schüler
und Schülerinnen einer solchen Einladung nicht gefolgt wären,
wurde uns bislang nicht berichtet.
Das Gespräch mit der Unterstützungsgruppe findet während
der Unterrichtszeit statt. Das ist ein klares Signal für die Bedeutung
des Treffens.
- Lädt man nur Schüler und Schülerinnen
aus der Klasse ein oder können auch andere dazukommen?
Die Mobbing-Situation bestimmt die Zusammensetzung der Gruppe. Aus ihr
ergibt sich, welche Schüler und Schülerinnen an der Unterstützungsgruppe
teilnehmen sollten. Welche dies sind, ist ein Ergebnis des Gesprächs
mit dem gemobbten Schüler / der gemobbten Schülerin und der
eigenen Beobachtung des Mobbinggeschehens.
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Fragen zu den
Nachgesprächen
- Wieso sollen die Nachgespräche als
Einzelgespräche geführt werden?
Einzelgespräche nehmen die Schüler und Schülerinnen direkter
in die Verantwortung als Gruppengespräche. Sie verstärken
die persönliche Verbindlichkeit. Einzelgespräche ermöglichen
verschiedene Perspektiven einzuholen und geben damit einen besseren
Überblick, ob und inwieweit sich die Situation verbessert hat.
Einzelgespräche geben auch Raum, dass möglicherweise freier
und offener gesprochen wird. Nicht immer sagen alle in einer Gruppe,
was sie denken.
In den Nachgesprächen liegt der Fokus auf den möglichen Veränderungen
der vorherigen Situation: "Was hast Du beobachtet? Was denkst Du,
wie es X jetzt geht? Was hat sich verändert aus Deiner Sicht? Was
nimmst Du als Erfahrung für Dich mit? Was wirst du weiter tun?".
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Fragen zu den
durchführenden Personen des Ansatzes
- Wer kann den No Blame Approach in
der Schule anwenden? Vor allem der die Klassenlehrerin bzw. der Klassenlehrer
oder wer kommt sonst noch in Frage?
In der Regel wird der Prozess von einer Person durchgeführt, die
regelmäßig in der Schule arbeitet, eine gute Beziehung zu
den Schülern und Schülerinnen hat, ihr Vertrauen genießt
und für sie auch eine Autorität darstellt. Das kann die Klassenlehrerin
sein, ein Beratungs- oder Vertrauenslehrer oder die Schulsozialarbeiterin.
Dies liegt auch nahe, weil die Einladung zur Mitwirkung in der Unterstützungsgruppe
durch das persönliche Interesse der Lehrkraft oder der Schulsozialpädagogin
motiviert ist, den Mobbingprozess zu stoppen. Eine den Schülern
und Schülerinnen bekannte Person kann dies leichter vermitteln,
als schulexterne Personen.
Es gibt jedoch auch gute Erfahrungen in Fällen, in denen externe
Personen, die mit dem No Blame Approach gut vertraut waren, den Ansatz
angewendet haben. Meist wird der Prozess dann so gestaltet, dass die
externe Person die einzelnen Schritte des No Blame Approach gemeinsam
mit einer den Schülern und Schülerinnen vertrauten Person
durchführt.
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Fragen, wenn die Intervention ohne Erfolg
ist
- Was, wenn es nach dem ersten Versuch
doch noch nicht so gut läuft? Wie ist dann das weitere Vorgehen?
In diesen Fällen ist es sinnvoll, die Unterstützungsgruppe
ein weiteres Mal zu einem Treffen einzuladen. Dies hat sich als wirkungsvolles
Vorgehen erwiesen. Zudem ist es möglich, in den Nachgesprächen
zu signalisieren, dass es sich lohnt, mit den Aktivitäten fortzufahren,
da die Situation für X noch nicht ganz gelöst ist.
-
Was ist, wenn der
Ansatz nicht funktioniert, das Mobbing weitergeht?
Keine Methode ist für alle Situationen geeignet oder führt
zu den gewünschten Ergebenissen. Der No Blame Approach weist
eine sehr hohe Erfolgsquote (bis zu 90%) auf. Dennoch blieb in einigen
Fällen der erhoffte Erfolg aus.
Die Gründe für die ausbleibende Verbesserung der jeweiligen
Sitautionen waren unterschiedlich. Gemeinsam war ihnen jedoch, dass
die Mobbing-Situation anders als zuvor in den Blick genommen werden
konnte. Aus der Analyse dieser Situation konnten dann andere Massnahmen
zur Beendigung des Mobbings eingeleitet werden.
Das Team von fairaend steht auch in diesen Fällen gerne für
eine Beratung zur Verfügung.
Fragen zum schulischen
Rahmen
- Wie wird der No Blame Approach in
der Schule implementiert?
Der No Blame Approach ist kein präventiver Ansatz. Er ist ein Handwerkszeug,
um Mobbing zu stoppen, wenn präventive Regelungen und Programme
nicht wirken. Er tritt ergänzend anderen funktionierenden Interventionen,
Maßnahmen und Programmen gegen Mobbing hinzu.
Aufgrund der einfachen Anwendung des Ansatzes sind keine besonderen
Maßnahmen zur Implementierung notwendig.
Lehrkräfte und Sozialpädagogen und -pädagoginnen setzen
den No Blame Approach nach einfacher Absprache mit den entsprechenden
Lehrern und Lehrerinnen der betroffenen Klasse und den Eltern des gemobbten
Schülers direkt und mit Erfolg ein.
Grundsätzlich halten wir eine aktive positive Entscheidung des
Gesamtkollegiums und interessierter Eltern für den Einsatz des
No Blame Approach für sinnvoll.
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Fragen
zur Übertragbarkeit des Ansatzes auf die Arbeitswelt
- Funktioniert der Ansatz auch mit
Erwachsenen in der Arbeitswelt?
Die grundliegende Idee des Ansatzes wurde inzwischen von fairaend
aufgegriffen und ein Konzept zur Beendigung von Mobbingsituationen
der Arbeitswelt entwickelt.
Weitere Informationen und Seminarangebote finden Sie >> hier.
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No Blame
Approach - zurück
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